Flüchtlingsstationslauf

 Stell dir vor...

Stell dir vor, dort, wo du lebst, ist es nicht mehr sicher.
Es fallen Bomben, Panzer rollen durch die Straßen.
Es ist gefährlich nach draußen zu gehen.
Du hast kaum etwas zu Essen oder zu Trinken.
Vielleicht wirst du auch bedroht.
Was tust du?


Bleibst du trotzdem oder versuchst du zu flüchten?
Irgendwo anders hin.
Irgendwo, wo es sicher ist.
Wo Frieden herrscht.
Wo du dich frei bewegen kannst ohne Angst zu haben.

Stell dir vor, du bist ein Flüchtling.
Du bist aus deiner Heimat weg gegangen,
um wo anders ein besseres Leben zu führen.
Du hast einen langen Weg hinter dir.
Einen gefährlichen Weg vielleicht, einen anstrengenden.

Stell dir vor, du hast es fast geschafft.
Dein Ziel ist direkt vor deiner Nase.
Du stehst an der Grenze zu Deutschland.
Hierhin wolltest du es unbedingt schaffen.

Aber was passiert eigentlich,
sobald du nach Deutschland kommst?
Wie geht es weiter?
Die Grenzbeamten sagen etwas von „Asylantrag“.
Du musst einen Asylantrag stellen,
damit entschieden wird, ob du bleiben darfst.
„Asyl“ bedeutet „sicher“.
In Sicherheit leben, das ist dein Ziel.


Diesen Brief verteilten wir in allen Klassen. Wir haben davor schon viel über das Thema „Flüchtlinge“ gesprochen. Wir hören bei uns viel Radio und in den Nachrichten war immer wieder die Rede von Syrien und Grenzen und Schleppern und dem Mittelmeer. Das wollten wir genau verstehen. Warum flüchten Menschen? Auf welchen Wegen kommen sie zu uns? Warum ist es auf dem Meer so gefährlich? Was kann ein Flüchtling eigentlich an Gepäck mitnehmen und was muss er zurück lassen? Wir haben Kindernachrichten geschaut, Geschichten gehört von Kindern aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak. Wir haben Gebärden wie „Terroranschlag“ oder „Krieg“ gelernt. Wir haben überlegt, was man für Flüchtlinge tun kann und wir haben auch Argumente gehört von Menschen, die gegen Flüchtlinge sind. So haben wir die Flüchtlinge auf ihrem anstrengenden Weg begleitet. Und wenn sie dann nach Deutschland kommen, müssen sie - das wissen wir nun auch - einen Asylantrag stellen. Komisches Wort. Was ist das und wie läuft sowas ab? Das haben wir in unserer Klasse selbst durchgespielt und fanden das so spannend, dass daraus ein großer Stationslauf wurde, den wir in unserer Agora für die ganze Schule veranstaltet haben. Ganz viele Klassen haben daran teilgenommen. Wir nehmen euch auf einen Rundgang mit:

Die Schüler erhielten kleine Schilder mit „Flüchtlingsidentitäten“. Die mussten sie sich umhängen. Ab jetzt sind sie „Tiba, 12 Jahre, aus Syrien“ oder „Ayuba, 39 Jahre, aus dem Irak“.

bild 001 (750x501)bild 002 (750x563)bild 003 (750x501)

 

 Alle sammeln sich in der Agora. Plötzlich ertönt ein Gong und es folgt eine Durchsage „Sehr geehrte Damen und Herren, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat nun geöffnet. Bitte warten Sie auf die Anweisungen des Polizeibeamten.“
Finn ist unser Grenzbeamter. Über ein Mikro ruft er nacheinander
die Klassen auf. Diese übertreten dann die Deutsche Grenze. Über einen Step-by-Step hören sie dabei Applaus und „Welcome to Germany“-Rufe.

bild 004 (563x750)bild 005 (750x750)bild 006 (563x750)

 Am 1. Tisch der Behörde muss nun ein Asylantrag gestellt werden. Dafür wird nach Namen, Alter und Herkunftsland gefragt. Das ist manchmal komisch, weil die Behördenmitarbeiterin Frau Schwarzenberg auf Englisch fragt. Aber so merken die Schüler schnell, wie man sich als Flüchtling in einem Land fühlt, dessen Sprache man nicht gut kann.

bild 007 (750x750)bild 008 (750x501)bild 009 (750x501)

Am 2. Tisch sitzt Leonie, schick verkleidet mit Brille und Hemd. Über eine Sprachtaste erklärt sie, dass nun ein Fingerabdruck abgegeben werden muss. Freundlich reicht sie den Antragsstellern danach ein Reinigungstuch, bevor es ein Büro weiter geht.

bild 010 (750x501)bild 011 (750x501)

Dort wartet schon Mathis. Er erklärt den letzten Teil des Asylantrages. Man muss sagen, warum man aus seinem Land geflohen ist. Diese Begründung ist sehr wichtig, weil dann entschieden wird, ob der Asylantrag genehmigt wird und man in Deutschland bleiben darf oder nicht.

bild 012 (750x501)bild 013 (750x501)

Natürlich muss auch noch ein Foto gemacht werden. Dafür haben wir ein kleines Fotostudio mit Leinwand und Scheinwerfer aufgebaut.
Unsere Fotografin Sarah knipst einen Flüchtling nach dem anderen.

bild 014 (750x501)bild 015 (563x750)

Die Schüler gehen weiter. Im Vorzimmer der Arztpraxis steht eine Wasch-Station.

bild 016 (750x501)bild 017 (750x501)bild 018 (750x501)

Über einen Step-by-Step wird erklärt, dass man sich Hände und Gesicht reinigen soll, bevor es zur ärztlichen Untersuchung geht. Waschlappen, Seifenwasser und Feuchttücher liegen bereit.

bild 019 (750x501)

Im Untersuchungszimmer werden die Flüchtlinge dann von Frau Dr. Schröder und ihrer Krankenschwester Samantha begrüßt. In weißen Kitteln und mit Stethoskop um den Hals untersuchen sie die ankommenden Flüchtlinge auf Schmerzen oder Verletzungen. Zum Glück ist die Praxis gut ausgestattet: Verbände, Pflaster, Medikamente. Eine gründliche Untersuchung muss eben sein.

bild 020 (750x501)bild 021 (750x563)bild 022 (750x517)bild 023 (750x501)bild 024 (750x501)

Danach kommen die Flüchtlinge zu den ehrenamtlichen Helfern. An diesem Tisch können sie sich ihr „Willkommenspaket“ abholen. Mit ihrem “Refugees welcome“-Shirt verteilt Sara mit einem breiten Lächeln die staatlichen Gelder. Ihre Kollegin Vivi versorgt die Flüchtlinge mit Kleiderspenden und Essen und Trinken.

bild 025 (750x501)bild 026 (750x501)bild 027 (750x563)

Danach geht es in die Wartezone. Flüchtlinge müssen oft sehr, sehr lange warten. Auch das lernen die Schüler heute. Aber immerhin gibt es in der Wartezone vieles zum Entdecken.
Stellwände mit allen Plakaten und Materialien, die unsere Klasse zu dem Thema erstellt hat. Step-by-Steps zum Anhören mit arabischer Musik, einer Rede von Angela Merkel und die Atmosphäre auf einem syrischen Markt.

bild 028 (563x750)bild 029 (750x563)bild 030 (750x501)

An einem Laptop kann man im Google-Übersetzer ein deutsches Wort eintippen und sich dann anhören, wie es auf arabisch klingt. Außerdem gibt es Bücher zum Thema, darunter auch ein selbst gebasteltes Bilderbuch, in dem man eine Flüchtlingsfamilie auf ihrer Flucht begleiten und Dinge auf den Seiten hin- und herschieben kann. Das finden wir besonders toll. Außerdem laufen über den Beamer verschiedene Logo-Kindernachrichten zum Flüchtlingsthema.

bild 031 (750x501)bild 032 (750x501)bild 033 (750x501)bild 034 (750x501)bild 035 (750x501)

Und zum Schluss ertönt wieder der Gong in der Agora mit der Durchsage: „Ladies and Gentlemen, the Federal Office for Migration and refugees is going to close in a few minutes. Please go to the exit. Thank you." Damit ist die Behörde geschlossen. Wir waren davor ganz schön aufgeregt, aber alle haben uns gesagt, dass wir das toll gemacht haben. Einige Schüler meinten, dass sie sich jetzt viel besser vorstellen können, wie es den Flüchtlingen bei ihrer Ankunft gehen muss. Und genau das wollten wir ja erreichen.
In diesem Sinne: „Refugees welcome“, das heißt „Willkommen Flüchtlinge“,

Ein Bericht der Klasse 7a

bild 036 (750x501)bild 037 (750x501)bild 038 (750x501)bild 039 (750x501)bild 040 (750x501)bild 041 (750x501)bild 042 (750x501)bild 043 (750x501)bild 044 (750x501)bild 045 (750x501)bild 046 (750x501)bild 047 (750x501)bild 048 (750x501)bild 049 (750x501)