Abschlussstufenkonzept

(Stand: 22. Oktober 2013)

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Konzept der Abschlussstufe

Entwicklung von neuen Perspektiven für Schulabgänger

Überarbeitete Fassung Stand: 22.10.2013, von der Abschlussstufenkonferenz verabschiedet

1. Vorbemerkung

Die Abschlussstufe arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung ihrer Konzeption. Die Kolleginnen und Kollegen erarbeiten Module für ein Gesamtkonzept, welches neue Perspektiven für die Schulabgängerinnen und Schul-abgänger eröffnen soll. Alle Unterrichtsangebote, Arbeitsgemeinschaften und Projekte orientieren sich an den aktuellen Bedarfen der Schülerinnen und Schüler der Abschluss¬stufe. Die Kolleginnen und Kollegen der Abschluss-stufen¬konferenz beraten und entscheiden gemeinsam über die Zusammensetzung ausgewählter Lerngruppen. Damit ist die notwendige Sorgfalt für die Sicherstellung einer optimalen Passung zwischen individuellem Entwicklungsstand und Lernmodul gewährleistet.

2. Aufgaben und Ziele der Abschlussstufe

Zentraler Teil der pädagogischen Arbeit in der Schule An Boerns Soll ist, die Selbstverwirklichung in sozialer Inklusion zu realisieren. Für die Abschlussstufe bedeutet dies, die Arbeit vor allem darauf auszurichten, die Jugendlichen ganzheitlich und umfassend auf das Leben als Erwachsene vorzubereiten. Unterricht und Erziehung in der Abschlussstufe sollen die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, erwachsen zu werden und ein Leben in möglichst weitgehender Selbstständigkeit führen zu können. Die Jugendlichen in den Klassen 10-12 befinden sich in einer Übergangsphase vom Jugendlichen zum Erwachsenen, was Veränderung bedeutet und Verunsicherung bewirken kann. Der Abschlussstufe kommt eine Brückenfunktion zu zwischen Schule und Berufsleben sowie zwischen behütetem Dasein in der Familie und eigenständi-gem Leben in unterschiedlichen Wohnformen. Dies erfordert eine andere Gewichtung von schulischem Lernen und eine starke Hinwendung zu außer-schulischen Lernorten, also den Lern- und Lebensbereichen, die im Erwachsenenalter von Bedeutung sind.

Grundgedanken der Arbeit sind:

• Normalisierungsprinzip
• Prinzipien der Erwachsenenpädagogik
• Projektorientierung
• Handlungsorientiertes Lernen
• Ich-Orientierung
• Inklusion als Leitkonzept

3. Schwerpunkte der Arbeit

Schwerpunkte der Arbeit und Orientierungsrahmen für die Bausteine sind die in den Rahmenrichtlinien der Abschlussstufe dargestellten sechs lebensorientierten Lernbereiche

• Ich-Erfahrung
• Wohnen
• Freizeit
• Öffentlichkeit
• Arbeit und Beruf
• Umwelt

4. Organisation

Der Unterrichtsalltag in der Abschlussstufe erfährt eine deutliche Veränderung. Es werden vermehrt klassenübergreifende Angebote gemacht, und der Unterricht im Klassenverband tritt immer mehr in den Hintergrund. So sind die an zwei Tagen in der Woche stattfindenden klassenübergreifenden Projekte und Arbeitsgemeinschaften ein wichtiger Baustein in der Organisation der Abschlussstufenarbeit.

5. Alltägliche Handlungskompetenz

Ein weiterer Schwerpunkt des Unterrichts ist der Erwerb von Handlungskompe-tenz für elementare Alltagssituationen, in denen das Befolgen gesellschaftlicher Normen und Regeln vorausgesetzt wird. In unserer Gesellschaft ist z.B. das „Siezen" von Erwachsenen, die sich nicht näher kennen, eine Voraussetzung der mitmenschlichen Kommunikation. Die Schüler sollten lernen:

• sich dem Alter angemessen in der Öffentlichkeit zu verhalten
• ihr Selbstbewusstsein zu stärken
• sich flexibel auf weniger vertraute Personen und Situationen einzustellen
• ein Gespür für die nötige Distanz zu entwickeln
• ihre Ich - Erfahrung zu festigen
• eigene Ideen für ihre Zukunft zu entwickeln

Diese Lerninhalte werden in Realsituationen eingeübt und praktisch erprobt. Eine dieser Realsituationen ist der schulische Alltag.

6. Übergang Schule-Beruf

6.1 Arbeit und Beruf

Arbeit und Beruf sind von zentraler Bedeutung für das Leben. Dabei geht es nicht allein um die Sicherung der materiellen Existenz, sondern ebenso stark um die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und eine umfassende Persönlichkeitsbildung. Die Abschlussstufe ist u.a. ein Bindeglied zwischen Schule und Arbeitswelt und Ort einer breit angelegten vorberuflichen Bildung. Ziel ist es, auf einen Arbeitsplatz in einer WfbM, in der freien Wirtschaft oder in einer adäquaten Einrichtung vorzubereiten. Deshalb nimmt das Handlungsfeld Arbeit und Beruf einen hohen Stellenwert ein. Schwerpunkte im Bereich Arbeit und Beruf bilden die Vorbereitung und Einbindung von Arbeitsprozessen in den Unterricht, die Praktikumsvorbereitung und Praktikumsdurchführung in individualisiertem Rahmen. Die Praktika werden im Unterricht der Abschlussstufe durch Betriebsbesuche, Einrichtungsbesuche, Aufbau von Bewerbungs- und Praktikumsmappen, Übung von Vorstellungsgesprächen etc. vor- und nachbereitet.

Innerhalb der Abschlussstufe soll mit jedem Schüler / jeder Schülerin der Prozess der „Persönlichen Zukunftsplanung" mit dem Ziel einer vertieften beruflichen Orientierung durchgeführt werden.

Die Schülerinnen und Schüler sollen auf diesem Wege im Rahmen ihrer persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten befähigt werden:

• praktische Erfahrungen in verschiedenen Berufsfeldern zu sammeln
• eigene Fähigkeiten realistisch einzuschätzen
• Berufsperspektiven zu entwickeln
• auf Netzwerke und Unterstützer zurückzugreifen

Die Schule arbeitet in engem Kontakt mit der BBS Winsen, LEA e.V., NISA e.V., WfbM, Betrieben und Behörden (s. Anhang I: „Markt der Möglichkeiten", Adressenliste und Ansprechpartner) und ist somit Teil des weiter ausbau-fähigen Netzwerkes. Die oben genannten Inhalte werden vermittelt:

• im Klassenunterricht
• im Klassen übergreifenden Unterricht
• in Verbindung mit Kooperationspartnern

Hierbei werden den Schülerinnen und Schülern verschiedene Lernfelder angeboten. Sie lernen sowohl im Klassenunterricht als auch in den AGs unterschiedliche Berufs- und Arbeitsmöglichkeiten kennen.

Die berufsorientierten Arbeitsgruppen finden ein- bis dreimal wöchentlich – je nach Angebotsmöglichkeiten und zur Verfügung stehenden sächlichen und personellen Gegebenheiten - klassenübergreifend statt:

Schwerpunkte sind:
• Vermittlung grundlegender Arbeitstechniken und Materialkenntnisse
• Umgang mit Werkzeugen und Arbeitsmitteln kennen lernen u. festigen
• Vertiefung von Schlüsselqualifikationen wie: Pünktlichkeit, Genauigkeit, Ausdauer, Zuverlässigkeit, angemessene Umgangsformen, Sorgfalt im Umgang mit Materialien, Eigeninitiative, Arbeitstempo...

Im Laufe der Abschlussstufe nehmen alle Schüler mindestens an 2 der angebotenen berufsorientierten AGs im Jahres- oder Halbjahreswechsel teil. Ein Zertifikat am Ende eines jeden Kurses bescheinigt die Teilnahme und gibt eine Rückmeldung über erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten.

In der Abschlussstufenzeit sollen Betriebspraktika absolviert werden. Die Anzahl der Praktika kann je nach individuellem Entwicklungsstand zwei oder mehr betragen. Dies insbesondere dann, wenn die Möglichkeit für eine Eingliederungsmaßnahme außerhalb der WfbM besteht. Die Dauer der Praktika soll mit der jeweiligen Praktikumsstelle individuell im Hinblick auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schülerin / des Schülers abgestimmt werden. Ein Praktikum soll möglichst in einer WfbM stattfinden.

Es wird versucht, mit Unterstützung der Eltern und gegebenenfalls Kooperationspartnern auch Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu organisieren. Die Praktika sollen den Schülern und Schülerinnen Einblicke in die Arbeitswelt gewähren. Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt und unterstützt werden, im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.

6.2 Zukunftsplanung im Übergang Schule - Beruf

Ziel der Arbeit in der Abschlussstufe ist, Strukturen, Materialien und Methoden zu entwickeln, durch die ein verbesserter und optimierter Übergang von der Schule in die Arbeitswelt möglich wird.

Schwerpunkte dieser Arbeit sind:
• Interessenbezogene berufliche Orientierung
• Entwicklung eigener Perspektiven durch das Konzept der „Persönlichen Zukunftsplanung" (Unterstützerkreise)
• Training sozialer und kommunikativer Schlüsselkompetenzen
• Vor- und Nachbereitung sowie Begleitung von Betriebspraktika
• Herstellen neuer Betriebskontakte
• Beratung und Begleitung:

Aktuell bedeutende Kooperationspartner (Stand September 2013) sind
- BBS Winsen (Berufsvorbereitungskurse in Hauswirtschaft, Bau/Holz, Farbe/Raum, Metall, 1 Tag/Woche)
- NISA e.V.: Projekt Beo/Initiative Inklusion (Stundenweise, z.T. Blockver-anstaltungen nach Absprache)
- Lebenshilfe e.V. Lüneburg-Harburg

6.3 Module und Bausteine des Übergangs Schule-Beruf

Die grundsätzliche Zuständigkeit und Verantwortung liegt bei allen Kooperationen bei den zuständigen Lehrkräften der Schule An Boerns Soll

Modul

Abk.

Schwerpunkte Inhalt

Kooperation

Bemerkungen

Vertiefte berufliche Orientierung

vbO

-   Kenntnis Berufsbilder

-   Bewerbung

-   Schlüssel­kompetenzen

Arbeitsagentur; Abgleich mit BeO und PzP zur Ver­mei­dung von Redundanzen

verpflichtend für alle Schüler­Innen, Klassen­unterricht und AG-Angebot in Klasse 10

Persönliche Zukunfts­planung

PzP

-   Förderplanung

-   Unterstützerkreise

Eltern, soziale Dienste

verpflichtend für alle Schüler­Innen, Klassen­unterricht

Berufsvor­bereitung

BBS

-   Kurse Hauswirtschaft, Holz/Bau, Metall, Far­be/Raum

BBS Winsen

AG-Angebot für geeignete SchülerInnen

Berufliche Orientierung

BeO

-   Arbeitsdiagnostik

-   Begleitung Praktika

-   Akquisition Praktika

NISA e.V., Abgleich mit vbO und PzP zur Ver­mei­dung von Redun­danzen

Angebot für geeignete Schüler­Innen der Klassen 11 u. 12

7. Wohnen

In der Abschlussstufe bildet das Thema „Wohnen" einen eigenständigen Lernbereich. Zielsetzung dieses Lernbereiches ist es, die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen den Lebensbereich Wohnen möglichst selbständig zu gestalten. Sie sollen Wohnformen mit unterschiedlichem Umfang der Betreuung (z.B. Wohnen zu Hause, Wohnen in einem Wohnheim, selbstständiges Wohnen in einer Wohnung) kennen lernen. In der Folge sollen die Schülerinnen und Schüler in der Wahl einer für sie geeigneten Wohnform unterstützt werden.

Die praktische Umsetzung des Konzeptes orientiert sich an den folgenden Modulen:
- Einübung von Fähigkeiten und Fertigkeiten im Unterricht, die zum Wohnen benötigt werden
- (klassenübergreifende) Übernachtung in der Schule
- Besichtigung unterschiedlicher Wohnformen
- Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem Pflege- und Förderbedarf haben die Möglichkeit in geeigneten Institutionen ein Wohnpraktikum zu absolvieren.
- Wohnpraktikum in einer Übungswohnung
- Wohnübungen in Verbindung mit Projektfahrten oder Klassenreisen

8. Freizeit/Ich-Entwicklung/Öffentlichkeit/Umwelt

Die Schülerinnen und Schüler werden dabei unterstützt ihre freie Zeit gemäß den individuellen Bedürfnissen und Wünschen gestalten zu können. Hierzu lernen sie im Rahmen des Unterrichts unterschiedliche Freizeitangebote kennen. Insbesondere bei der Planung des AG Angebotes werden die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter miteinbezogen.
Die freizeitorientierten Arbeitsgruppen (z.B. Kreatives Gestalten, Darstellendes Spiel, Computer, Kegeln, Kanu, China...) finden wöchentlich – je nach Angebotsmöglichkeiten und zur Verfügung stehenden sächlichen und personellen Gegebenheiten – klassenübergreifend statt.

Im Laufe der Abschlussstufe nimmt jeder Schüler / jede Schülerin mindestens an 2 der angebotenen freizeitorientierten AGs im Jahres- oder Halbjahreswechsel teil. Ein Zertifikat am Ende eines jeden Kurses bescheinigt die Teilnahme und gibt eine Rückmeldung über erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten.

Weitere Angebote:
• Sportangebote: Fußball, Schwimmen, Sportfeste, Erwerb des Behindertensportabzeichens, Vorbereitung auf die Special Olympics
• Stadtgänge (Einkaufen, Ausstellungsbesuche, o.ä.)
• Kino-, Theater- und Restaurantbesuche
• Klassenfahrten, Tagesausflüge
• Disco / Schulfeste
• Tanzkurs (periodisch stattfindendes Angebot)
• Schultheater
• Reitsport / therapeutisches Reiten

Um die Erfahrungen aus dem Unterricht auf die individuelle Freizeitgestaltung zu Hause übertragen zu können ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler wohnortnahe Organisationen des Freizeitbereichs (Jugendzentren, Sportverein, FED) kennen lernen und erreichen können. Dazu wird die Zusammenarbeit mit den Eltern und Freizeitassistenzen angestrebt.

9. Angebote für Schülerinnen und Schüler mit hohem Assistenzbedarf

Schülerinnen und Schülern mit hohem Assistenzbedarf wird vor allem durch Differenzierung und Individualisierung der Lernangebote Rechnung getragen. Die Teilnahme an bestimmten Programmen und Förderungen soll sich auch an realistischen Einschätzungen für zukünftige Entwicklungspotentiale orientieren. Inklusionspädagogische Aspekte sollen dabei immer mit bedacht werden. Besondere Angebote für die genannte Schülergruppe können die Förderbereiche Wahrnehmung, Motorik, Psychomotorik, Kommunikation, Musik und Gestalten umfassen. Hierzu gehören z.B.

- Physiotherapie, Ergotherapie
- Motopädagogik
- Therapeutisches Reiten
- Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren
- Therapeutisches Schwimmen
- Unterstütze Kommunikation
- musik-, kunst- u. theaterpädagogische Angebote

10. Kooperationspartner

Um dem breit gefächerten Leistungsspektrum der Schülerinnen und Schüler entsprechen zu können, ist das Kollegium angesprochen, den Kreis möglicher Kooperationspartner ständig zu erweitern und zu pflegen. In der praktischen Umsetzung der breit gefächerten Unterrichtsziele der Abschlussstufe kommt der Kooperation mit anderen schulischen und außerschulischen Einrichtungen eine besondere Bedeutung zu.