Gedenktag - Bericht

SABSGedenktag der Opfer des Nationalsozialismus am 27.012015

In diesem Jahr hat die Schule An Boerns Soll den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus durchgeführt.
Die Stadt Buchholz führt den Gedenktag seit 1996 immer mit wechselnden Gruppen oder Einrichtungen durch. In diesem Jahr wurde der Befreiung des Konzentrationslagers am 27.01.1945 mit dem Blick auf die Menschen mit Behinderung durchgeführt. Die Schule An Boerns Soll hat gerne die Aufgabe übernommen, und dazu unter dem Thema „Begrenzt befreit" – Menschen mit Behinderung – 70 Jahre nach Auschwitz sich mit den Schülerinnen und Schülern auf den Gedenktag vorbereitet.

Dabei hat die Schule mit der Historikerin Frau Dr. Carola S. Rudnick von der Gedenkstätte der Psychiatrischen Klinik in Lüneburg zusammengearbeitet.
Die Schülerinnen und Schüler haben sich auf vielfältige Weise mit dem Thema auseinandergesetzt. Hier ist ein Überblick über einige Arbeiten und Themen zu sehen, die im Unterricht erarbeitet wurden und in einer Ausstellung den Gästen der Gedenkveranstaltung präsentiert wurden. An den folgenden Tagen wurde die Ausstellung auch noch von mehreren Klassen der Birkenschule, der Heideschule, der IGS-Buchholz und des Albert-Einstein-Gymnasiums besucht.

Die 4 Kooperationsklassen mit den Partnerklassen der Grundschule Heideschule haben das Thema Menschenrechte und Kinderrechte aufgegriffen und Bäume mit beschrifteten Blättern gestaltet. Unter dem Thema "Spuren hinterlassen - Bäumeallee" entstand eine entsprechende Allee aus 15 sehr individuell gestalteten Bäumen.

gedenktag018

Die sehr persönlichen Texte regen zum Nachdenken an und werfen die Frage auf, welches Menschrecht, Kinderrecht würde ich selbst auf ein Blatt schreiben und erklären.

gedenktag018

Die Kooperationsklasse 5b der der IGS-Buchholz und die Partnerklasse hat das Thema ""Wir sind anders, aber trotzdem gleich" ausgesucht und dazu das Buch "Der Rabe, der anders war" gelesen und ein Plakat gestaltet sowie Toilettenpapierrollen gestaltet. Diese zeigen, wie verschieden die Schülerinnen und Schüler sind, aber dennoch gleich.

gedenktag022

Die Klasse 7-8c hat einen Büchertisch zum Thema "Kinderträume - Kinderrechte" bestückt und gemeinsam mit den Klassen 7-8a und 7-8b und der Klasse 6a sich dem Thema "Anderssein" befasst. Der Schulchor dieser Klassen hat auch Lieder zum Thema Menschenrechte eingeübt und aufgezeichnet. Die Besucher konnten sich die Lieder anhören.

Die Klasse 6a hat dazu ein Bilderbuch gelesen und in Verbindung mit Fotos das Anderssein und Gleichsein erfahrbar gemacht.

gedenktag023

Mit einer Masken-Installation, die  Abbildungen von Schülergesichter darstellen, haben die Schülerinnen und Schüler ebenfalls die Frage "Wer ist anders" bearbeitet.

gedenktag162

gedenktag163

gedenktag026

 Die Klasse 11b hat sich mit der Lebensgeschichte von Therese Schubert befasst. Diese Biografie hat die Historikerin Dr. Carola Rudnick entdeckt. Therese wurde während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt. Die Schülerinnen und Schüler haben ein Hörspiel erstellt und dazu eine Stellwand mit den Stationen des Lebens von Therese gefertigt.

gedenktag009

Die  Klasse 10a hat sich wieder mit dem Thema "Menschenrechte" auseinandergesetzt und unter dem Titel "Menschenrechte nicht mit Füßen treten" gearbeitet. Dazu sind auch Gedenksteine beschriftet und ausgelegt worden.

gedenktag004

Die Klasse 11a hat sich mit einer weiteren Biografie befasst, die Frau Dr. Rudnick durch mühsame Arbeit in der Gedenkstätte der Psychiatrischen Klinik in Lüneburg "ausgegraben" hat. Das Leben von Heinz Schäfer haben die Schülerinnen und Schüler anhand des Materials von Frau Rudnick dokumentiert. Auch diese Klasse hat in der Projektwoche die  Gedenkstätten in Lüneburg besucht und dort vor Ort auch das Material zu den verfolgten Menschen gesehen.

gedenktag171

Die  Klasse 9b von der Außenstelle in Winsen hat sich mit dem Thema "Barrierefreiheit im öffentlichen Raum" befasst. Sie sind im Rollstuhl nach Hamburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren und die  dabei hautnah erlebten Hindernisse mit Fotos dokumentiert.

gedenktag008

Die Kunst-AG hat die Installationen "Kunst hinter Draht" und "Flehende Hände" gestaltet und sich auf diese Weise dem Thema Verfolgung und Befreiung genähert.

gedenktag160

gedenktag179

Die Klasse 12b hat eine Zeitleiste für den Zeitraum 1900 bis heute an einer Flurwand angebracht und auf der anderen Flurwand die Zeit der Nazi-Herrschaft vergrößert dargestellt. 

gedenktag172gedenktag173gedenktag174

Die Klasse 10b hat eine "Klagemauer" aufgebaut und damit der größten Gruppe der Verfolgten gedacht.

Die Klasse 9a hat eine Collage zum Thema "Ich bin" gestaltet und künstlerisch gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind.

gedenktag181

Die Klasse 12a hat ein Video unter dem Titel "Weg ohne Wiederkehr" gedreht, das vom "Verschwinden" von 6 Buchholzer Menschen während der Naziherrschaft handelt.

Die  Klasse 11c hat unter dem Titel "Mensch sein" Portraits verfremdet und dadurch die Einzigartigkeit aber auch die Gleichheit versucht darzustellen.

gedenktag182

Die  Kooperationsklasse 2a aus Winsen hat zum Thema "Anders sein - jeder ist wichtig" das Kinderbuch "Elmar, der bunte Elefant, seine Freunde" nachgespielt und als Video aufgezeichnet.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Nach dem Rundgang durch die Ausstellung wurde die die gut besuchte Veranstaltung in der Aula eröffnet.

gedenktag028

Die Schulband spielte vor und nach der Ansprache des Bürgermeisters Herrn Röhse und schaffte für das schwere Thema einen würdigen, aber auch aufgelockerten Rahmen. Die Band zeigte, was Schülerinnen und Schüler an Können aber auch an positiven Emotionen zum Gelingen dieser Veranstaltung beitragen können.

gedenktag049

Die Ansprache von Herrn Bürgermeister Röhse war von sehr persönlichen Erfahrungen mit  Überlebenden des Holocaust geprägt, die er während seiner Ausbildung erlebt hat. Er fand sehr eindringliche Worte zur Verfolgung durch die Nationalsozialisten und Befreiung davon.

gedenktag067

Herr Röhse bedankte sich bei jedem Bandmitglied persönlich und würdigte die  tolle Leistung.

gedenktag061

 Anschließend folgte ein eindrücklicher Vortrag von Dr. Carola S. Rudnick. Sie ist Historikerin und arbeitet in der Gedenkstätte der Opfer des Nationalsozialismus in der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Sie machte deutlich, dass die Menschen mit Behinderung zu den ersten Opfern des Nationalsozialismus gehörten, an ihnen wurde als erste Menschen medizinische Versuche und Tötungsmethoden durchgeführt und "erprobt". Sie  wurden auch nicht 1945 befreit, sondern waren der Willkür der gleichen Menschen nach dem Krieg in den Einrichtungen ausgesetzt, die  die Täter im Nationalsozialismus waren. Eine Aufarbeitung  findet erst jetzt statt, 70 Jahre nach Auschwitz.

gedenktag089

 Besonders gelungen war der Vortrag von Frau Dr. Rudnick, da er Kernaussagen in einfacher Sprache und mit selbstgezeichneten Bildern anschaulich gestaltet waren. Dadurch konnten alle Zuhörer ihren Aussagen sehr gut folgen und die  Gedanken verstehen.

gedenktag095 

Neben der Schulband sorgten auch die Kolleginnen Frau Anders und Frau Fehrs für den musikalischen Rahmen. Sie spielten auf der Klarinette und Klavier Klezmer-Musik, eine Musikform aus der jüdischen Tradition.

gedenktag099

Die anschließende Podiumsdiskussion wurde sehr professionell von Herrn Börner geleitet.

Auf dem Podium waren die  Schüler durch Ida Rieckmann und Manuel Wagner und die Eltern durch Frau Kohls vertreten. Frau Dr. Rudnick saß ebenso auf dem Podium wie der medizinischer Leiter der Psychiatrischen  Klinik Lüneburg und der bildungspolitische Sprecher der Grünen und ehemalige Schulleiter der Förderschule in Lüneburg, Herr Scholing.

gedenktag106

Herr Börner fragte zunächst die Schülervertreter zu ihren Erfahrungen während der Vorbereitung im Unterricht und zu der Ausstellung. Weiter wurden sie zum Vortrag von Frau Rudnick befragt. Frau Kohls berichtete aus Sicht der Eltern, wie das Thema in der Elternschaft gesehen wurde. Sie war bei der Vorbereitung intensiv beteiligt und betonte, wie wichtig das Thema für die betroffenen Menschen ist.

gedenktag131 

Frau Dr. Rudnick vertrat nochmals sehr engagiert den Anspruch der Menschen mit Behinderung und psychisch Erkrankten auf das Recht, eine eigene Geschichte zu haben. Sie unterscheidet sich von der Geschichte anderer Verfolgter unter der Naziherrschaft, da sie die erste Menschengruppe darstellte, die ermordet wurden, an denen Tötungsmethoden ausprobiert wurden und an denen medizinische Versuche durchgeführt wurden. Sie sind auch nicht nach dem Krieg befreit worden, da sie von den gleichen Tätern auch nach Kriegsende in Kliniken eingewiesen wurden.

gedenktag124

Dr. Stierl vertrat in einer sehr persönlichen Stellungnahme, dass die Täter im 3. Reich auch nach dem Krieg weiter in den psychiatrischen Kliniken und auch an Universitäten tätig waren und eine Auseinandersetzung erst beginnen konnte, nachdem sie nicht mehr ihre Funktionen innehatten.

gedenktag114

Herr Scholing wurde zu den Auswirkungen auf die aktuelle Schulpolitik befragt. Die Rechte von Menschen mit Behinderung sind in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben. Sie ist seit 2009 gültig. Hier ist auch festgelegt, dass es Aufgabe ist, ein inklusives Schulsystem aufzubauen. Das ist zwar mit vielen Schwierigkeiten verbunden, der Weg ist aber vorgegeben. Es ist immer ein harter Kampf, die notwendigen Gelder zur Verfügung zu stellen. Aber dafür müssen sich alle gemeinsam einsetzen.

 

Am Ende der Veranstaltung dankten Herr Röhse für die Stadt Buchholz und Herr Ihlius  für die Schule allen Beteiligten.

gedenktag148

 Manuel Wagner dankte persönlich Frau Carola Rudnick für die tolle Unterstützung, insbesondere auch für die Führungen durch die Gedenkstätten in Lüneburg.

gedenktag143

Ein besonderer Dank wurde auch unserer Mitarbeiterin Antje Pauleweit ausgesprochen. Sie hat direkt mit Carola Rudnick zusammengearbeitet und war für die Kolleginnen und Kollegen sowie für viele Schülerinnen und Schüler eine große Hilfe. Sie  hat  in allen Vorbereitungsgruppen mitgearbeitet und war immer ansprechbar.

gedenktag152

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Eine besondere Freude war es, dass die Ausstellung in den folgenden Tagen noch von Schulklassen aus der Heideschule, der Birkenschule, der IGS-Buchholz und des Albert-Einstein-Gymnasiums besucht wurde.

Die Rückmeldungen waren durchweg positiv, Schüler, Lehrer und Gäste waren sowohl von dem Thema betroffen, aber auch von der vielfältigen Auseinandersetzung und die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten, die  gefunden wurden, sehr angetan.

Bereits im September dieses Jahres planen wir das Thema wieder aufzugreifen, dann kommt der Bruder von Therese Schuber als Zeitzeuge nach Lüneburg. Er kommt extra aus Kanada und wird einen Gedenkort für Theres in Lüneburg einweihen. Er möchte dann auch die Schule und die Schülerinnen und Schüler kennenlernen, die sich mit der Lebensgeschichte von Therese auseinandergesetzt haben. Wir hoffen, dass das klappen wird.